Segelschule Bothe übernimmt Marina Ferch

Interview mit Andreas Bothe am 9.6.23

Karl Heuer: Herr Bothe Sie betreiben seit diesem Frühjahr die Marina in Ferch. Haben Sie die Marina komplett übernommen oder sind es Bestandteile der Marina?

Andreas Bothe: Also was den Betrieb angeht: Den Marina-Betrieb haben wir komplett übernommen. D.h. es ist meine Frau, die die Marina gekauft hat und den Betrieb als Geschäftsführerin führt. Der Kranbetrieb und die Vermietung von Liegeplätzen, sowohl an Dauerlieger als auch an Wasserwanderer sind das Geschäft, was wir hier übernommen haben.

KH: Was hat Sie bewogen mit Ihrer Segelschule nach Ferch umzuziehen?

AB: Das ist der viel bessere und günstigere Standort. Wir haben hier, gerade was das Segeln angeht das viel bessere Revier, konstantere Winde und größere Wasserflächen. Das ist alles auch gefahrloser handhabbar, als bei uns im Caputher Gemünde, da war es ziemlich eng. Wir waren zwischen der Caputher Fähre und dem Templiner See und das ist eine ziemlich enge Kiste dort. Insbesondere auch, weil wir dort sehr engen Schiffsverkehr haben mit den Ausflugsschiffen und den vielen Sportbooten. Da haben wir hier in Ferch natürlich viel bessere Bedingungen und wollen uns deshalb auch gerade dem Segelsport wieder stärker zuwenden.

KH: Welche Angebote können wir in Ferch erwarten?

AB: Angebote wird es geben vom Einsteiger- Kinderkurs oder Ferienkurs auf Optimisten bis hin zum Segeln für Erwachsene. Es gibt die Ausbildung zum Sportbootführerschein Binnen, Sportbootführerschein See, das UKW Sprechfunkzeugnis und ganz neu auch ein After-Work Sailing, das wir in Planung haben.

KH: Was würde man sich unter After-Work Sailing vorstellen?

AB: Ich denke mal, dass Viele immer noch nach dem klassischen Modell am Tag arbeiten und man bis 15:30 oder 16 Uhr im Betrieb ist, weil nicht alles von zuhause aus erledigt werden kann. Dann hat man nicht mehr die Möglichkeit vor 17 oder 18 Uhr aufs Boot zu steigen. Wir möchten dann anbieten, noch um 18 Uhr aufs Boot zu gehen zu können, mit oder ohne Begleitung. Dieses Angebot wollen wir in der Richtung ausbauen und nach individuellem Bedarf erweitern.

KH: Wäre das jetzt als Freizeitspaß gedacht oder kann das auch als Schulung verstanden werden?

AB: Es soll beides möglich sein: Es gibt Menschen , die schon eine Ausbildung haben, die vielleicht schon einen Segelschein haben und gerne mit dem Boot allein fahren wollen. Diese können sich dann darauf verlassen, dass alles vorbereitet ist. Sie brauchen nur hinfahren, sich ins Boot setzen, die Segel hoch ziehen und dann in den Sonnenuntergang segeln.

Und natürlich auch das andere: Es muss auch nicht immer gleich ein Segelschein mit Prüfung sein, sondern unser Angebot, dass man das Segeln ausprobieren kann, zum reinschnuppern, ob segeln etwas für einen ist. In Brandenburg ist segeln auch ohne Segelschein möglich und wir möchten auch das anbieten.

KH: Wie viel Boote würden zur Ausleihe zur Verfügung stehen?

AB: Das würde ich davon abhängig machen, wie das Angebot angenommen wird, wir haben jetzt 5 Segelboote. Dazu kommen noch die Optimisten, da haben wir bisher nur 2 Boote. Das Kinder-Segeln werden wir auf jeden Fall wieder ausbauen. In Caputh hatten wir das aufgegeben, da es in der dortigen Umgebung zu schwierig war und wir auch Probleme mit Nachbarschaft vermeiden wollten.

KH: Wie stellen Sie sich die Kinder- und Jugendarbeit hier vor?

AB: Wir wollen in erster Linie schauen, dass wir junge Leute auf das Wasser bekommen. Mit den Optimisten als Einstieg, um in den Segelsport mal reinzuschnuppern . Das Angebot werden wir in erster Linie so aufbauen, dass wir die Ausbildung zum DSV-Jüngstenschein anbieten, damit man etwas in der Hand bekommt.

Dann bekommt man eine Ausbildung in Theorie und Praxis mit Prüfung. Wir sind gespannt, wie das angenommen wird, denn ich denke, dass das Angebot in den Ferien gerne von Familien genutzt wird. Man gibt die Kinder für 2 bis 3 Stunden ab, die Kinder machen etwas sinnvolles, lernen und haben Spaß und die Eltern etwas Zeit für sich. Wir möchten ein attraktives Angebot machen, sowohl für Leute, die im Urlaub sind, als auch für Einheimische aus Schwielowsee und Umgebung.

KH: Wünschen Sie sich mehr Segelboote als Motorboote auf dem See?

AB: Da schlagen 2 Herzen in meiner Brust, weil beides nutze. Ich möchte es Jedem selbst überlassen, ob er segelt oder Motorboot fährt. Wir haben jetzt natürlich mit dem Schwielowsee ein tolles Revier zum Segeln, aber wenn die Leute sagen: „Mit den Brücken, ständig Mast legen usw. ist Segeln viel zu aufwändig.“ und dann lieber Motorboot fahren möchten, kann ich das natürlich gut verstehen.

Ich bin selbst mehr Segler, als Motorbootfahrer , allerdings nicht unbedingt mit der Jolle vor Ort. Ich gehe gerne auf die See segeln, bin auch gerne lange unterwegs und bereise fremde Länder mit eigenem Kiel. Insgesamt gesehen ist das natürlich eine Sache, die jeder selbst entscheiden muss, wobei ich auch denke, dass gerade der Motorbootsektor sich in Richtung Elektromobilität entwickeln wird. Man darf ohnehin nicht schnell fahren und es gibt schon tolle Lösungen auf dem Wasser, die zwar noch teuer sind, aber eine ähnliche Entwicklung nehmen werden, wie man es jetzt auch auf der Straße sieht.

KH: Haben Sie schon mal Jemanden erlebt, der aus dem Segelboot gestiegen ist und gesagt hat: „Ich wünschte mir, es hätte länger gedauert?“

AB: Eigentlich haben wir das permanent, ich habe jetzt gerade wieder Leute , die neu eingestiegen sind, die mir gleich nach der ersten Stunde von zuhause eine Mail geschrieben haben, dass es ihnen mega Spaß gemacht hat und dass sie sich auf die nächst Stunde freuen. Es ist in aller Regel so, dass die Leute total begeistert sind. Es ist sehr selten , dass jemand lieber Golf spielen geht, als zum Segeln. Segeln ist eine tolle Sache und es sind alle begeistert.

Die Menschen, die hierher kommen, haben eine Affinität zum Wasser und Wind und 99,5% sind hellauf begeistert und bleiben auch dabei. Ich sehe, dass sich auch viele ein eigenes Boot kaufen, oder regelmäßig mieten. Segeln ist eine tolle Sache und wenn die Leute erst angefixt sind, gehen sie bis ins hohe Alter auf das Segelboot.

KH: Hier gibt es reichlich Arbeit, wie oft gehen Sie noch ohne bestimmte Absichten vor die Tür?

AB: Gar nicht – überhaupt nicht, also zur Zeit kommt es ganz dicke, weil wir auch mit dem Umzug von Caputh nach Ferch zu tun haben. Obwohl wir innerhalb Schwielowsee bleiben, ist es eine Herausforderung mit der wir nahezu 24/7 gut zu tun haben. Zur Zeit können wir nur wenig ausspannen und entspannen .

Ich denke mal, im nächsten Jahr wird es hoffentlich anders aussehen.

KH: Die letzte Frage: „Werden Sie auch Bürger in Ferch?“

AB: Das ist geplant – ja! – wobei ich mich auch da mehr als Schwielowseer sehe. Ich habe dann alle drei Ortsteile durch: Ursprünglich aus Geltow, dann habe ich über 30 Jahre in Caputh gelebt, 30 Jahre werde ich in Ferch nicht mehr schaffen. Aber ich gehe mal davon aus ,dass ich Fercher werde – ja!

KH: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg, frischen Wind in Ferch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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